Unsere Erwartungen haben einen großen Einfluss darauf, wie zufrieden oder unzufrieden wir uns fühlen. Auch darauf, inwiefern wir uns gestresst fühlen. Schauen wir uns an, warum und was du tun kannst.
Die Faktoren der Erwartungen
Wir alle haben gewisse Erwartungen an das, was wir in bestimmten Aspekten unseres Lebens wollen oder wie wir wollen, dass andere sich uns gegenüber verhalten. Unsere Bildung, Werte und Persönlichkeit prägen, was wir wollen und wie wir es ausdrücken. Aber auch unsere Erfahrungen und unsere Umwelt haben einen großen Einfluss. Unsere Beurteilung von Situationen kann jedoch manchmal falsch sein. Schauen wir, in welchem Sinne.
Die Intuition täuscht uns
Intuition ist die Fähigkeit, unser gesamtes Wissen unbewusst zu nutzen. Unser Gehirn sucht nach Mustern, wenn wir mit einer bestimmten Situation konfrontiert sind, und schlägt Lösungen vor, die auf unserem Wissen und unseren Erfahrungen basieren. So beurteilen wir in wenigen Sekunden, ob wir jemanden mögen oder nicht. Auf diese Weise entscheiden wir in Sekundenschnelle, ob eine Situation günstig oder bedrohlich ist.
Die schlechte Nachricht ist, dass unsere Intuition nicht unfehlbar ist. Trotz aller Kenntnisse und Erfahrungen liegt sie oft falsch.
Illusionen und Rätsel
Nehmen wir zum Beispiel optische Täuschungen. Obwohl wir sie bereits kennen, wird unser Sehvermögen uns weiterhin täuschen. Das gleiche passiert mit Zaubertricks. Unsere Sicht und Intuition interpretieren etwas, obwohl unser logischer Verstand weiß, dass es eine Illusion ist.
Ein weiteres Beispiel ist dieses Rätsel: Ein Schläger und ein Baseball kosten 1,10 USD. Der Schläger kostet 1 USD mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?
Was hat dir deine Intuition gesagt? Dass der Ball 0,10 USD wert ist? Nun, ich schlage vor, du löst es als mathematisches Problem. Mal sehen, welches Ergebnis du erhältst. Am Ende des Beitrags hinterlasse ich dir auch die Auflösung.
Wir denken nicht in absoluten Werten
Ein weiterer Aspekt, der unsere Erwartungen beeinflusst, ist, dass unser Geist in Anbetracht von Bezugspunkten urteilt. Er vergleicht Situationen mit oft irrelevanten Standards und Referenzen. Welcher der grauen Punkte ist größer?
Auch hier täuscht uns das Auge, denn wenn wir sie messen, sind die Punkte in der Mitte gleich groß.
Wenn wir an andere Beispiele denken, ist bei Wettbewerben der Gewinner der Bronzemedaille normalerweise glücklicher als der Gewinner der Silbermedaille. Während letzterer denkt, er habe nicht gewonnen, ist der Bronze-Gewinner froh, das Podium erreicht zu haben.
In diesem Sinne führten Van Praat und Frijters 1999 eine Studie durch, in der sie die Teilnehmer fragten, welches Gehalt sie für nötig hielten. Sie stellten fest, dass mit steigendem Einkommen unsere Erwartungen an das, was wir verdienen sollten, in höherem Maß zunehmen.
In anderen Studien wurde gezeigt, dass uns unsere Situation im Vergleich zu anderen wichtiger ist als unsere tatsächliche Situation. Die Teilnehmer einer Studie sagten, dass es sie weniger glücklich machte, wenn ihre Kollegen mehr verdienten als sie. Eine weitere Studie von Solnick und Hemenway aus dem Jahr 1998 zeigt ebenfalls diese Tendenz. Sie fragten Harvard-Studenten, welches Gehalt sie bevorzugen würden:
- 50.000 verdienen und die andere verdienen 25.000.
- 100.000 verdienen und die anderen verdienen 250.000.
Obwohl der zweite Ansatz die persönlichen Finanzen viel mehr verbessert, bevorzugten 56% die erste Situation.
Wir vergleichen mit unvernünftigen Referenzen
Wir tendieren auch dazu, unangemessene Bezugspunkte zu verwenden, um zu beurteilen, wie gut es uns geht. Laut einer Studie von O’Guinn und Schrumm aus dem Jahr 1997, je mehr Menschen fernsahen, desto höher schätzten sie den Reichtum anderer ein, aber umso niedriger den eigenen. Darüber hinaus erhöht der Fernsehkonsum offenbar auch die Haushaltsausgaben, um mit anderen Schritt zu halten.
Einer anderen Studie von Kenrick aus dem Jahr 1993 zufolge bewerteten die befragten Frauen ihren Körper besser, bevor sie Fotos von Modellen sahen, und senkten anschließend ihre Punktzahl.
Wir gewöhnen uns an Dinge
Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist, dass wir uns an das Positive und das Negative gewöhnen. Mit der Zeit nimmt die emotionale Wirkung der Reize ab. Wenn du zum Beispiel in einem neuen Job anfängst, wird es zuerst aufregend sein. Aber mit der Zeit gewöhnst du dich daran und es wird normal. Wenn wir darüber nachdenken, wie gut oder schlecht es uns geht, vergessen wir oft, uns mit unserer Situation vor diesem Job zu vergleichen, der uns anfangs so gut gefallen hat.
Gleiches gilt für eine Gehaltserhöhung. Dazu müssen wir das vorhin Erwähnte hinzufügen: Je mehr du verdienst, desto mehr denkst du, dass du zum Leben brauchst.
Wir schätzen die Auswirkungen der Dinge falsch ein
Letztendlich neigen wir dazu, die emotionalen Auswirkungen zukünftiger Ereignisse falsch einzuschätzen. Wir überschätzen, wie glücklich uns bestimmte Dinge machen, wie gute Noten in der Schule, eine Gehaltserhöhung, ein Haus- oder Autokauf usw.
Wenn wir an negativen Situationen denken, sind unsere Vorurteile über die Auswirkungen noch schlimmer. Mit anderen Worten ist unsere Sorge und Vorhersage darüber, wie schlecht es uns ergehen wird, schlimmer als wie wir uns später wirklich fühlen. In diesem Sinne wurde eine Studie durchgeführt, wie sich Menschen nach einer Trennung fühlen würden. Sie sagten größeres Leid für längere Zeit voraus, als sie später erlebten.
Aber warum fällt es uns schwer zu beurteilen und vorherzusagen? Einerseits konzentrieren wir uns normalerweise auf ein Ereignis, ohne alles andere zu berücksichtigen, was in unserem Leben passieren wird. Während du unter dieser Trennung leidest, können dir andere Dinge passieren: ein beruflicher Erfolg, eine lustige Party mit Freunden, gute Nachrichten in der Familie usw. Andererseits vergessen wir den vorherigen Punkt: Wir gewöhnen uns an das Gute und das Schlechte. Und wir neigen auch dazu, mehr oder weniger bewusst Mechanismen einzusetzen, damit wir uns besser fühlen. Beispielsweise das Rationalisieren der Situation, Aktivitäten unternehmen, um uns besser zu fühlen, oder unsere Gefühle mit guten Freunden teilen.
Wie wirken sich deine Erwartungen auf dein Wohlbefinden aus?
Ich schlage vor, dass überlegst, ob deine Erwartungen dir helfen, als Person zu wachsen und Ziele zu erreichen. Oder beeinträchtigen sie eher dein Wohlbefinden, weil sie dir Stress, Frust und Unzufriedenheit bringen? Wenn letzteres der Fall ist, solltest du deine Erwartungen überprüfen.
Woher kommen deine Erwartungen?
Wenn du dich unzufrieden fühlst, ist es angebracht, dich nach dem Ursprung deiner Erwartungen zu fragen. Sind sie vernünftig? Stimmen sie mit deinen Wertvorstellungen, deiner Lebenssituation, deinem Wissen und deinen Erfahrungen überein? Berücksichtigst du, dass jede Person anders ist? Ziehst du relevante Referenzen in Betracht?
Womit oder mit wem vergleichst du deine Situation? Bist du unzufrieden, weil du dich bereits an das Gute gewöhnt hast?
Unsere Erwartungen und Wünsche sollten nicht auf dem basieren, was andere haben oder tun. Sie sollten auf dem basieren, was wirklich gut für unser Wohlbefinden und Glück ist.
Beeinflussen deine Erwartungen dein Wohlbefinden?
Wie wirken sich deine Erwartungen auf dein Wohlbefinden aus? Schmälern sie es oder tragen sie dazu bei? Welcher der oben genannten Faktoren beeinflusst dich deiner Meinung nach am meisten?
Auflösung des Rätsels
Wie versprochen, lass uns das Rätsel von vorhin durchgehen. Wenn wir es als mathematisches Problem betrachten, können wir Folgendes behaupten:
Schläger + Ball = 1,10 und
Schläger = Ball + 1
Daher können wir Schläger folgendermaßen ersetzen:
(Ball + 1) + Ball = 1,10
Lösen wir die Gleichung:
2 * Ball + 1 = 1,10
2 * Ball = 0,10
Ball = 0,05
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